Projektvorstellung

Die Fachstelle TIN* [1] Sachsen wurde im Dezember 2022 gegründet und beendete ihre Arbeit zum 31.12.2024. Das Projekt widmete sich der Situation von trans* [2], inter* [3] und nicht-binären [4] jungen Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe Sachsens.

Die Angebote der Fachstelle umfassten:

  • Qualifizierungsreihe für sächsische Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe zum Themen- und Handlungsfeld „Geschlechtliche Vielfalt in der Kinder- und Jugendhilfe“
  • Wissenschaftliche Erhebung  an den sächsischen Jugendämtern im Kontext des § 9 SGB VIII und des Themenfelds geschlechtliche Vielfalt
  • Sensibilisierungsveranstaltungen zu tin*-inklusiver Mädchen- bzw. Jungenarbeit in Kooperation mit der LAG Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen e. V. und LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e. V.
  • Vernetzungstreffen für trans*, inter* und nicht-binäre Fachkräfte in Sachsen
  • Fachtage zum Themenfeld
  • Netzwerkarbeit mit und für Akteur*innen im Feld geschlechtlicher und sexueller Vielfalt

Die Arbeit zielte darauf ab, dass trans*, inter* und nicht-binäre Kinder und Jugendliche selbstbestimmt und gewaltfrei aufwachsen können. Geschlechtsnonkonforme junge Menschen sollen die benötigte Unterstützung erhalten (können) und dabei von sensiblen sowie kompetenten Fachkräften begleitet werden. Ziele des Projekts waren die nachhaltige Förderung der Akzeptanz von Geschlechtervielfalt durch die Sensibilisierung von Fachkräften zum Thema Geschlecht.

Weiterhin sollten Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe gemäß der Erweiterung des § 9 SGB VIII im Rahmen einer Qualifizierungsreihe umfassend sensibilisiert, geschult und qualifiziert werden. Dabei wurde das Ziel verfolgt, geschlechtliche Vielfalt langfristig in den Strukturen und Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe zu verankern. Im Rahmen der Qualifizierungsreihe sollten Fachkräfte dazu angeregt werden, das Gelernte im Sinne der Nachhaltigkeit an ihre Kolleg*innen zu vermitteln und so dazu beizutragen, dass sich die Situation für trans*, inter* und nicht-binäre Kinder und Jugendliche in der Kinder- und Jugendhilfe maßgeblich verbessert.

Das Projekt richtete seine Arbeit an Fachkräfte in Sachsen, u. a. auch an Führungskräfte und weitere Multiplikator*innen, die im Rahmen des SGB VIII tätig sind, an politische Entscheidungsträger*innen und Verwaltung sowie an alle sächsischen Träger der Kinder- und Jugendhilfe.

Hintergrund des Projekts ist die Novellierung des SGB VIII (KJSG) im Juni 2021, durch die trans*, inter* und nicht-binäre jungen Menschen als explizite Zielgruppen der Kinder- und Jugendhilfe benannt sind. Im Gesetzestext wird anerkannt, dass sich aus den unterschiedlichen Lebenslagen von jungen trans*, inter* und nicht-binären Menschen im Vergleich zu denen von (cis[5]) Mädchen und (cis) Jungen auch unterschiedliche Unterstützungsbedarfe ergeben (können). Die Novellierung des SGB VIII nimmt Träger und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in die Verpflichtung, diese unterschiedlichen Bedarfe abzudecken. Die Fachstelle TIN* Sachsen setzte an dieser Verpflichtung an und stand Trägern und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe als Unterstützungsstruktur zur Seite.

Die Fachstelle TIN* Sachsen war ein Kooperationsprojekt der LAG Mädchen* und junge Frauen* in Sachsen e.V. und der Landesfachstelle Jungenarbeit (Teil der LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V.). Die Fachstelle TIN* war über das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt als ein Projekt der Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe mit einer Projektlaufzeit zwischen dem 01.12.2022 bis zum 31.12.2024 gefördert.

[1] TIN* ist ein Akronym und beinhaltet die Begriffe trans*, inter* und nicht-binär. Die Begriffe werden in den folgenden Fußnoten erklärt.

[2] Trans* ist ein Überbegriff für transsexuelle, transidente, transgeschlechtliche und transgender Menschen. Mit dem Begriff trans* können sich Menschen beschreiben, wenn sich im Laufe ihres Lebens herausstellt, dass das ihnen nach Geburt zugewiesene Geschlecht falsch ist. Ein trans* Mädchen ist beispielsweise ein Mädchen, dem fälschlicherweise nach Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde – es sich aber als Mädchen identifiziert, als Mädchen lebt und als Mädchen angesprochen werden möchte. Das Sternchen steht für die Vielfalt der Selbstbezeichnungen von trans* Menschen.

[3] Inter* ist ein Überbegriff für intergeschlechtliche, intersexuelle und interidente Menschen. Mit dem Begriff inter* können sich Menschen beschreiben, wenn ihr körperliches Geschlecht nicht der medizinischen Einordnung von „eindeutig“ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden kann. Das Sternchen steht für die Vielfalt der Selbstbezeichnungen von inter* Menschen.

[4] Nicht-binär (oder auf Englisch nonbinary) ist ein Überbegriff für alle Menschen, deren Geschlecht nicht innerhalb der binären Geschlechter (Mann und Frau) liegt. Nicht-binäre Menschen identifizieren sich also nicht (oder nicht zu 100%) als männlich oder weiblich, sondern beispielsweise als beides, als dazwischen oder als etwas ganz anderes.

[5] Cis ist das Gegenteil von trans*. Mit dem Begriff cis oder cisgeschlechtlich können sich Menschen beschreiben, wenn das ihnen nach Geburt zugewiesene Geschlecht richtig ist. Ein cis Mädchen ist beispielsweise ein Mädchen, dem nach Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde – es sich als Mädchen identifiziert, als Mädchen lebt und als Mädchen angesprochen werden möchte.